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Geschichte

Im Rahmen einer neuorganisation der Finanzamtsaußenstellen wurden zum 1. April 2017 das Finanzamt Memmingen und seine Außenstelle Mindelheim zum Finanzamt Memmingen-Mindelheim fusioniert. In dieser Rubrik haben wir einige Informationen aus der Geschichte der beiden Ämter, ihrer dienstgebäude und ihrer Amtsbezirke zusammengestellt.

Geschichte des Finanzamts Memmingen

Entwicklung des Amtsbezirks

Der Amtsbezirk des Finanzamts Memmingen liegt am westlichen Rand Südbayerns, etwa in der Mitte zwischen Donau und Alpen. Er ist ein Teil der schwäbischen Hochebene. Der heutige Finanzamtsbereich umfasst die Bezirke der ehemaligen Rentämter Memmingen, Ottobeuren und Mindelheim.

Dem ehemaligen Rentamt Memmingen war als Bezirk die westliche Hälfte des Altkreises Memmingen mit 25 Gemeinden zugewiesen, während die östliche - im großen gesehen das frühere Herrschaftsgebiet der Benediktinerabtei Ottobeuren - vom Rentamt Ottobeuren verwaltet wurde. Seit der Auflösung des Finanzamts Ottobeuren am 31. Juli 1943 umfasste der Bezirk des Amtes den gesamten Altlandkreis Memmingen mit der gleichnamigen kreisfreien Stadt. Im Zuge der Gebietsreform wurde mit Wirkung ab 1. Juli 1973 das Finanzamt Mindelheim als Außenstelle dem Finanzamt Memmingen angegliedert. Seitdem umfasst die Zuständigkeit des Finanzamts Memmingen das Gebiet des Landkreises Unterallgäu und der kreisfreien Stadt Memmingen, das ist eine Gesamtfläche von rund 713 km².

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Im Bezirk herrscht die Landwirtschaft vor. Milchwirtschaft und Viehzucht überwiegen und haben den Landkreis zum viehreichsten in Süddeutschland gemacht. In den vergangenen Jahren hat sich die Industrie in der Stadt und auch im Landkreis stark entwickelt. Sie weist bedeutende Betriebe auf. Die strukturelle Zusammensetzung der Industrie kennzeichnet eine beachtliche Vielseitigkeit, wobei Maschinenbau und Elektrotechnik eine gewisse Vorrangstellung einnehmen. Daneben entwickelte sich der Fremdenverkehr zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Die Kneippkurorte Bad Wörishofen, Bad Grönenbach und Ottobeuren haben sich in den letzten Jahren wesentlich erweitert.

Amtsgebäude

Das ehemalige Rentamtsgebäude, in dem das Finanzamt bis Ende 1998 untergebracht war, wurde in den Jahren 1903/1904 errichtet. Nach verschiedenen Um- und Anbauten in den Jahren 1951 - 1972 waren die Möglichkeiten für eine Erweiterung bzw. einen Ausbau des Amtsgebäudes damit erschöpft. Wegen der weiter bestehenden Raumprobleme wurde die Betriebsprüfung in das nahegelegene neu gebaute Gebäude der Kreis- und Stadtsparkasse Memmingen ausgelagert.

Infolge des ständig steigenden Personalstands wurde am 1. Juni 1977 das ehemals private Sanatorium Moltkestraße 1 erworben und zu Büroräumen umgebaut. Nach Übernahme des Amtes in das IABV sowie nach Ausstattung der Arbeitsgebiete mit Bildschirmen war eine weitere Anmietung von Räumen unumgänglich.

Neubau

Unter dem Gesichtspunkt des weiter steigenden Raumbedarfs, aber auch im Hinblick auf die Aufsplitterung des Amtes auf vier Gebäude wurde schließlich im Jahre 1995 mit dem Bau des neuen Finanzamtsgebäudes an der Bodenseestraße begonnen. Die Fertigstellung und der Bezug der neuen Diensträume erfolgte im Januar 1999. Damit waren nach vielen Jahren der verschiedensten Auslagerungen alle Arbeitsbereiche wieder unter einem Dach vereint.

Der Neubau des Finanzamtes liegt an einer städtebaulich markanten Stelle, nämlich im Blick zur Stadtmauer und dem Lindauer Tor und zwischen dem Kaisergraben sowie der Bodensee- und der Moltkestraße.

Der Neubau lässt sich kurz wie folgt beschreiben:

Ein rundum überzeugendes Konzept, eine gelungene Bauausführung mit wertbeständigen und edlen Materialien, Räumlichkeiten, in denen man gerne seine Arbeit versieht und die der Bürger gerne besucht.

Erstes Servicezentrum

Insbesondere wurde erstmalig in Bayern das Servicezentrum zur besseren Betreuung unserer Steuerbürger konzipiert und hier in Memmingen errichtet.

Insofern soll dieses Haus mit seinen hellen, sonnendurchfluteten und freundlichen Räumen Ausdruck der neuen Sicht zwischen Steuerbürger und Finanzverwaltung sein.

Geschichte der Außenstelle Mindelheim

Geschichte des "Alten Rentamts"

Das neue Bayern, eine Schöpfung des Ministers Montgelas, errichtete mit der Generale vom 1. März 1804 der kurpfalzzeiterischen Landesdirektion von Schwaben in Ulm die Rentämter als neue Behörden im bayerischen Schwaben, darunter auch das Rentamt Mindelheim.

Dieses Rentamt hatte schon einen Vorgänger, nämlich das kurfürstlich-zeiterische Kastenamt. Der Aufgabenkreis der Rentämter ging jedoch wesentlich über den der Kastenämter hinaus.

Bis zum Jahre 1929 blieb der Rentamts- bzw. Finanzamtsbezirk Mindelheim unverändert. Am 31. März 1929 wurde das benachbarte Finanzamt Türkheim aufgelöst und sein Bezirk mit dem des Mindelheimer Amts verschmolzen.

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Geschichte des Dienstgebäudes

Aus heutiger Sicht mutet das Schicksal des Amtes und seiner Mitarbeiter, die seit 1804 über Jahrzehnte unter fast unzumutbaren Bedingungen hausen mussten, geradezu bejammernswert an.

Schließlich griffen die Bediensteten in ihrer Verzweiflung zur Selbsthilfe. Das kam so:

1804 wurde die Behörde in der Mindelgasse 1 (heutige Stadtbücherei) untergebracht, wo bis dahin das königliche Forstamt seinen Sitz hatte.

Zuvor war das Gebäude eine Gastwirtschaft mit dem kuriosen Namen "Zum Schwanen und zur Lache".

Das Gebäude muss in einem schauderhaften Zustand gewesen sein, wie aus einem Bericht des königlichen Rentbeamten Erb vom 25. Juli 1816 an die Finanzdirektion hervorgeht.

Als Betreff gibt er an

"Beschreibung der traurigen Rentbeamtenwohnung dahier"

Er schreibt: "Bei der Ansicht in das Rentamtslokal erschrak ich nicht wenig. Solch schlechte gefährliche Wohnung eines Rentbeamten existiert im ganzen Königreich gewiss nicht."

Kinder schreien

Erb lässt weder an den Amtsräumen noch an der Dienstwohnung ein gutes Haar.

"Das Schreien ungezogener Kinder auf der Straße vor dem Gebaeude", heißt es, "das Gehez beim Schwemmen der Pferde und das Gefahre an der Schranne verursacht ein solches Lermen und Getoese, dass man oefters nicht im Stande ist, im Bureau zu arbeiten.

In dem kleinen Amtsstueblein sind fuenf Schreiber um die kurrent Registratur gleichsam eingepflastert und fuer den Beamten bleibt nicht ein Plaezchen zur Stellung eines Arbeitstisches uebrig."

Einbruch und Raub

Die Sicherheit des Gebäudes ließ offenbar alles zu wünschen übrig. Der Rentbeamte Wocher hatte Erb bei der Amtsübergabe mitgeteilt, es sei im Jahre 1804 eingebrochen und die Kasse mit 2.000 Gulden gestohlen worden.

Im Jahr der Eröffnung! Ein verheißungsvoller Anfang.

Erb fährt in seinem Bericht fort:

"Die Gelegenheit zur Bestehlung gibt das Haus ganz, und mit einem abermaligen Versuch, der in jeder Nacht zu erwarten ist, kann Raub und Mord der Bewohner, vorzueglich des Beamten, indem die Kasse seine Schlafgesellschafterin sein muss, verbunden sein."

Erb bittet "die allergnaedigste Herrschaft" um Abhilfe und schließt "in tiefster Verehrung" als "unterthaenigst gehorsamster Rentbeamter."

Die Herrschaft war leider alles andere als gnädig und genehmigte weder den vorgeschlagenen Umzug in das Oberförsterhaus noch einen Umbau. Es wurde vermutet, dass der Bericht "von Uebertreibung nicht ganz frey" sei, was Erb wiederum vehement bestreitet. Er führt in einem Schreiben vom November 1817 einen weiteren Diebstahl aus den Amtsräumen an und bekräftigt, er müsse die Kasse in seiner Schlafstube aufbewahren, da man "ueberall ohne Muehe einsteigen" könne.

Düngerhaufen vor dem Rentamt

Klagen gab es allerdings auch gegen das Rentamt selbst.

So forderte im Juli 1818 das königliche Landgericht Mindelheim seinerseits das königliche Rentamt daselbst auf, den Düngerhaufen, der vor den Fenstern des Rentamts auf der Straße liege, zu beseitigen, da dadurch "die Straße verunreinigt und dieser Anblick bei den Antritten vor einem oeffentlichen Gebäude ebenso unangenehm als unschicklich auffällt."

Das königliche Rentamt hat aber kein "Plaezchen"' wo es seinen Mist hätte abladen können, was wiederum einen "unterthaenigsten" Bericht um Übernahme der Kosten auf "aerarialische Rechnung" für eine gemauerte Dunggrube zur Folge hat.

Das wird jedoch abgelehnt, da "der jeweilige Rentbeamte in Mindelheim weder auf Pferde noch auf Feldwirtschaft besoldet" sei.

Gegen den ablehnenden Bescheid wehrt sich der damalige Rentamtsleiter Erb, da er "Vieh halten muß, wie alle Beamte aufm Land und 1/2 Jauchert Dienstgrund habe, so sei er genoetigt, den Dung vor dem Haus frei liegen zu lassen, zum groeßten Anstoß der Polizei und des ganzen Orts".

Da nun alle Vorstellungen auf bauliche Verbesserungen zu keinem Ziele führten, griff Erb offenbar zur Selbsthilfe; hierfür bekam er einen Rüffel durch die königliche Regierung des Oberdonaukreises, die dem "koeniglichen Rentamte" bedeutete, dass "dasselbe bis auf weitere dieserseitige Weisung für jede eigenmächtige Bauvornahme nicht nur zu haften habe, sondern auch für die Nichtbefolgung zur Strafe gezogen werde".

Mit Entschließung vom 7. August 1819 erhielt Erb nun die Erlaubnis, die notwendigen Baumaßnahmen am Rentamtshaus vornehmen zu lassen. Aber er musste doch noch eine Rüge einstecken wegen der "Voreiligkeit, den Bau frueher angefangen zu haben als noethig und erlaubt war".

Von Strafe sah man ab, "versieht sich aber fuer die Zukunft, daß sich das kgl. Rentamt von aehnlicher Willkuer, zumal wo das Interesse des allerhoechsten Aerars (= Staatsvermögen) mit verflochten ist, ernstlichst zu huetten wissen werde".

Mit dem Ärger war aber deswegen kein Ende. Nun musste sich Erb mit dem Stadtmagistrat herumstreiten, weil dieser sich zunächst weigerte, im Haus Wasser legen zu lassen. Als das dann durchgesetzt war, gab es anscheinend bis 1841 Ruhe.

Besoldungsholz wurde gestohlen

Erbs Nachfolger Höfl und Deisinger drangen 1841 wieder auf Kauf eines anderen Hauses bzw. auf Erweiterung des Gebäudes Mindelgasse 1.

Nicht nur die Büroräume erwiesen sich in steigendem Maße als ungenügend, auch der Bau einer Holzremise war notwendig geworden, da von dem bisher im Freien lagernden Besoldungsholz regelmäßig einige Klafter gestohlen wurden.

Faule Abwässer, stinkende Häute

Mit höchst unangenehmen Arbeitsbedingungen musste sich 1879 der Rentbeamte Rösch herumschlagen.

Er wies damals in einem Bericht auf die feuchte und ungesunde Lage des Gebäudes Mindelgasse 1 am Wasser der Mindel hin.

Er beanstandete, dass der benachbarte "Rothgerber" unmittelbar unter dem Fenster des Amtsvorstandes sein "eckelhaftes Gewerbe betreibt, indem er taeglich ganze Ladungen der uebelriechendsten, meist schon im Prozess der Faeulnis begriffenen Tierhaeute waescht und selbe wochenlang im Wasser haengen laeßt, wodurch die Luft verpestet wird".

Angeschwemmter Unrat

Als weiteren sanitätswidrigen Missstand rügt er, dass "das faule Abwasser des ganzen oberen Stadtbezirks unmittelbar vor dem Rentamtsgebaeude in die Mindel fließt und dort zeitweise einen kleinen See bildet, in dem all der angeschwemmte Unrat offen liegen bleibt".

Auch Rösch drang auf Kauf eines neuen Gebäudes - vergebens. 1903 schlug sein Nachfolger, der königliche Rentamtmann Neidhardt, ein neues Kapitel der unendlichen Geschichte auf. Er sandte an das Finanzministerium einen sechsseitigen, enggeschriebenen Bericht, gegen den sich die Schilderungen seiner Vorgänger harmlos ausnahmen.

1904 trugen die fortgesetzten Bemühungen endlich Früchte: Das Ministerium gab nach und erwarb in der Bahnhofstr. 16 zum Preis von 15.000 Reichsmark vom Bezirksarzt Dr. Noder ein Gartengrundstück, auf dem bis Dezember 1909 der Hauptbau des neuen Rentamtsgebäudes vollendet wurde.

100 Jahre Ärger und Verdruss

Fast 100 Jahre waren somit seit der ersten Anregung für den Erwerb oder Bau eines neuen Rentamtsgebäudes vergangen. Viel Ärger und Verdruss musste von den Amtsvorständen hinuntergeschluckt werden, bis deren berechtigtem Wunsch nach ausreichenden und gesunden Amtsräumen entsprochen wurde.

Natürlich ging auch im 20. Jahrhundert nicht alles glatt, wenn auch so extreme Zustände wie zuvor nie mehr eintraten.

1929 wurde das benachbarte Finanzamt Türkheim aufgehoben und mit Mindelheim zusammengelegt, was eine neue Erweiterung unerlässlich machte.

Man erwarb von den Striebelschen Erben das Haus Gabelsberger Straße 2, das nun als Dienstwohnung des Amtsvorstehers fungierte. Die freiwerdenden Räume in der Bahnhofstraße wurden als zusätzliche Amtsräume verwendet.

Nun war soviel Platz, dass bis 1943 sogar noch das Zollamt dort untergebracht werden konnte.

Nach dem Krieg herrschte wieder Raumnot - das für einen Personalstand von neun Beamten gebaute Amt wuchs rapide. Zeitweise waren dort über 60 Beamte beschäftigt. Durch Ausbauten und Verlegung der Dienstwohnung wurde neuer Raum geschaffen. Trotzdem mussten zusätzlich Räume im Gebäude Bahnhofstr. 6 angemietet werden.

Endgültige Behebung der Raumnot?

Im Jahr 2001 begannn wiederum ein neues Kapitel der Finanzamtsgebäude. Das ehemalige Gesundheitsamt, das seit dessen Verlegung in den Krankenhausneubau leer stand und direkt benachbart liegt, wurde für die Bedürfnisse der Finanzbehörde umgebaut.

Die hohen Räume des ebenfalls um die Jahrhundertwende gebauten ehemaligen alten Amtsgerichts mit seiner schön gegliederten Fassade harmonieren perfekt mit dem bisherigen Bestand.

Ein halbes Jahr Bauarbeiten während des laufenden Betriebs haben zwar schon manchmal sehr an den Nerven des Amtsangehörigen gezehrt. Das Ergebnis kann sich jedoch sehen lassen und die Raumnot ist nun endlich behoben.

Vorsteher und Außenstellenleiter seit 1804

DienstzeitNamePosition
1804 - 1816WocherErster kurfürstlicher, später königlicher Rentbeamter
1816 - 1821Erbköniglicher Rentbeamter
1821 - 1833Dr. Baurköniglicher Rentbeamter
1833 - 1846Höflköniglicher Rentbeamter
1863 - 1864Deisingerköniglicher Rentbeamter
1863 - 1864LecherVerweser
1864 - 1879Dichtlköniglicher Rentbeamter
1879 - 1895Röschköniglicher Rentbeamter
1895 - 1903Riednerköniglicher Rentbeamter
1903 - 1904Neidhardköniglicher Rentbeamter
1904FleckensteinVerweser, königlicher Rechnungskommissär
1904 - 1917Sixtköniglicher Rentamtmann
1917 - 1931Schollköniglicher Rentamtmann bzw. Regierungsrat
1931Dr. BaerVerweser, Regierungs-assessor
1931 - 1935AmannRegierungsrat
1935 - 1942HempelRegierungsrat
1942 - 1945DaffnerRegierungsrat
1945StollSteuerinspektor, vom 01. Oktober 1945 bis 21. November 1945 als vorläufiger Amtsvorsteher von der Militärregierung eingesetzt
1945 - 1967SeibertRegierungsrat
1967 - 1973StadlbauerRegierungsdirektor, bis zum 30. Juni 1973, Auflösung des bis dahin selbständigen Finanzamts Mindelheim, ab 01. Juli 1973 Außenstelle des Finanzamts Memmingen
1973 - 1975StadlbauerRegierungsdirektor, Außenstellenleiter
1975 - 1980LutherRegierungsdirektor, Vorsteher des Finanzamts Memmingen, gleichzeitig Außenstellenleiter der Außenstelle Mindelheim
1980 - 1985EichhornOberregierungsrat
1985 - 1992LosherOberregierungsrat
1992 - 1994EckertOberregierungsrat
1994 - 2001StockOberregierungsrat
2002 - 04/2008WigbersOberregierungsrätin
08/2008 - 06/2016MittelstaedtOberregierungsrat
07/2016HoppeOberregierungsrat